Die Heslacher Wasserfälle – Natur trifft Stadt
Im Süden der Stadt, im Tal des Nesenbachs, fließt das Wasser durch moosbedeckte Steine. Ein schmaler Weg schlängelt sich durch das schattige Grün. Plötzlich hört man es rauschen. Zwischen Büschen und Farnen stürzt ein kleiner Wasserfall über Felsstufen. Hier, nur wenige Gehminuten von dicht bebauten Straßenzügen entfernt, fühlt man sich wie in einem alpinen Bergtal.
Die Heslacher Wasserfälle sind kein touristischer Hotspot. Genau das macht ihren Reiz aus. Wer sie entdeckt, erlebt ein Stück fast vergessener Natur mitten im städtischen Raum. Das Gelände ist geprägt von Feuchtigkeit, Kühle und einer dichten Vegetation. Moose, Farne und Bachbegleitgehölze bestimmen das Bild. Kaum jemand vermutet, dass Stuttgart so etwas besitzt.
Die IGA-Terrassen – Zeugnisse einer Gartenschau
Ein ganz anderes Bild bieten die IGA-Terrassen oberhalb von Bad Cannstatt. Sie entstanden zur Internationalen Gartenbauausstellung Anfang der 90er Jahre. Heute sind sie weitgehend vergessen. Und doch haben sie ihren ganz eigenen Charme. Die Terrassen liegen ruhig, bieten eine weite Sicht über das Neckartal und sind gesäumt von alten Steinmauern, Stauden und niedrigen Büschen.
Wer sich die Zeit nimmt, hier zu verweilen, entdeckt eine fast meditative Atmosphäre. Die Wege sind wenig begangen. Bänke laden zum Lesen ein. Singvögel begleiten das Rascheln der Blätter. Hier zeigt sich, dass Gärten nicht immer perfekt gepflegt oder voller Attraktionen sein müssen. Manchmal ist es gerade das Unaufgeregte, das ihre Qualität ausmacht.
Stadtacker Wagenhallen – Gärtnern als politischer Akt
Im Norden der Stadt, unweit des Hauptbahnhofs, liegt ein Stück Zukunft inmitten von Asphalt und Gleisen. Der Stadtacker an den Wagenhallen ist mehr als nur ein urbaner Garten. Er ist Ausdruck eines sozialen, ökologischen und kulturellen Projekts. Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen bauen hier gemeinsam Gemüse an. Es wird gegraben, gepflanzt, geerntet – aber auch diskutiert, gelacht und gefeiert.
Der Stadtacker zeigt, was möglich ist, wenn Stadtbewohner Verantwortung für ihre Umgebung übernehmen. Hier entstehen nicht nur Tomaten und Zucchini. Es entstehen auch Freundschaften, Netzwerke, Ideen für ein anderes, nachhaltigeres Zusammenleben. Der Garten ist öffentlich zugänglich und bietet regelmäßig Workshops und Führungen an. Wer sich für zukunftsorientiertes Stadtleben interessiert, kommt hier auf seine Kosten.
Mehr über solche Initiativen findet sich auch auf bibtalk-stuttgart.de, wo lokale Projekte vorgestellt und diskutiert werden.
Interkultureller Garten Hallschlag – Vielfalt wächst
Der Hallschlag gilt nicht als klassisches Ausflugsziel. Und doch findet man hier, versteckt zwischen Wohnblocks, einen Garten, der ein kleines soziales Wunder darstellt. Der interkulturelle Garten wurde gemeinsam von Anwohnern, Vereinen und Initiativen aufgebaut. Er ist nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein lebendiger Treffpunkt. Menschen unterschiedlichster Herkunft bauen hier gemeinsam an.
Es wird nicht nur gegärtnert. Es wird auch gekocht, erzählt, gefeiert. Der Garten wird zu einem Ort, der Brücken baut. Zwischen Sprachen, Kulturen, Generationen. Was hier wächst, ist nicht nur grün. Es ist auch menschlich. In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spannungen setzt der Garten ein Zeichen für Verständigung und Miteinander.
Die Hohenheimer Gärten – Natur für die Sinne
Südlich der Innenstadt liegt das Schloss Hohenheim mit seinen weitläufigen Gärten. Der botanische Garten der Universität beherbergt mehr als 8.000 Pflanzenarten. Wer durch die Wege streift, entdeckt alpine Stauden, tropische Gewächse, alte Heilpflanzen und riesige Bäume. Doch trotz seiner Vielfalt bleibt dieser Garten vielen verborgen. Er liegt abseits der typischen Touristenrouten.
Dabei bietet er nicht nur Pflanzen, sondern auch Ruhe. Der Lärm der Stadt bleibt draußen. Stattdessen hört man das Summen von Insekten, das Plätschern kleiner Wasserläufe. Studierende nutzen die Anlage zum Lernen. Spaziergänger kommen zur Ruhe. Kinder entdecken hier fremde Welten. Ein Ort, an dem Bildung und Erholung Hand in Hand gehen.
Grüne Dächer – ein Blick nach oben lohnt sich
Nicht alle Gärten liegen am Boden. Stuttgart hat in den letzten Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen, seine Dächer zu begrünen. Viele Verwaltungsgebäude, Schulen und auch Wohnhäuser tragen heute ein grünes Kleid. Diese Gärten auf dem Dach sind mehr als Zierde. Sie speichern Regenwasser, binden Feinstaub, verbessern das Mikroklima.
Einige dieser Dächer sind öffentlich zugänglich oder zumindest einsehbar. Besonders schön sind die Anlagen rund um die Königstraße oder im Europaviertel. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, entdeckt hier und da blühende Inseln über dem Asphalt. Es lohnt sich, den Blick auch einmal nach oben zu richten.
Noch mehr grüne Geheimnisse
Neben den genannten Orten gibt es in Stuttgart viele weitere kleine Paradiese. Manche sind verwilderte Hinterhöfe. Andere sind private Initiativen, die öffentlich zugänglich gemacht wurden. Ein paar Tipps:
Der kleine Garten am Alten Feuerwehrhaus in Heslach
Der Rosengarten beim Lapidarium
Der grüne Innenhof der Stadtbibliothek am Mailänder Platz
Besonders lohnenswert ist auch ein Spaziergang durch das Inselgrün im Neckarpark. Dieses kleine, selbstverwaltete Gelände beherbergt nicht nur Beete und Kompostanlagen, sondern auch Kulturveranstaltungen. Ein Raum für Stadtentwicklung von unten.
Wer Inspiration für grüne Ausflüge sucht, findet weitere Empfehlungen unter https://bibtalk-stuttgart.de/
Stuttgart neu entdecken
Die geheimen Gärten von Stuttgart zeigen, wie vielfältig urbane Natur sein kann. Sie stehen für Geschichte, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Schönheit. Sie laden dazu ein, langsamer zu gehen, genauer hinzusehen, anders zu erleben. Wer sie entdeckt, sieht Stuttgart mit neuen Augen. Nicht als laute, dichte Metropole. Sondern als Ort, an dem Natur und Stadt sich auf unerwartete Weise begegnen.