Ständig
Akustische und optische Reize bestimmen unser Leben. Jaja, Sie haben durchaus recht! Auch Tasten, Schmecken und Riechen spielt eine Rolle. Das Geschaute und das Gehörte wird aber für gewöhnlich als weit wichtiger betrachtet. Weniger "populäre" Sinne, die der Wahrnehmung von Temperatur, Gleichgewicht, Schmerz, Bewegung oder der (eigenen) Lage im Raum dienen, laufen sicherlich unter "ferner liefen", befinden sich nicht im Mittelpunkt unserer täglichen bewußten Aufmerksamkeit, werden kaum jemals an der Bushaltestelle, beim Bäcker oder im Wartezimmer des Arztes thematisiert. Nichtsdestotrotz sind wir ohne Unterlaß an diese Sinnesorgane "angeschlossen", können sie nicht durch eine Willensentscheidung "ausschalten".
Vollständig
Unlängst wurde eine interessante Untersuchung durchgeführt. In vielen verschiedenen Kulturen, weit über unseren ganzen Globus verstreut, wurde erfaßt, inwieweit Menschen bestimmte Sinneseindrücke mit Worten wiedergeben können. Im Großen und Ganzen wurde dabei die vorgefaßte Meinung bestätigt. Eine webcam mit mikrofon ist das Wichtigste. In unseren guten alten abendländischen "westlichen" Zivilisationen tun sich die Leute am leichtesten, wenn sie optische und akustische Reize beschreiben sollen. Nur bei weit entfernten, sozusagen am Rande unseres Wahrnehmungshorizontes liegenden Kulturen, gibt es Gruppen, die besonders gut mit Fingern Ertastetes oder mit der Zunge Erschmecktes in Worte fassen und sich darüber austauschen können. Was uns prompt als außergewöhnlich oder eigentlich als "exotisch" erscheint.
Unvollständig
Was können wir also daraus lernen? Gesichts- und Hörsinn sind naturgemäß wichtig, sind aus unserem alltäglichen Leben gar nicht wegzudenken. Liefern diese beiden aber ein vollständiges Bild der uns umgebenden Wirklichkeit? Sicher nicht! Es gibt also weit mehr, was ohne Unterlaß von den diversen, uns zu Verfügung stehenden Organen, aufgenommen und ans Gehirn weitergeleitet wird. Wir wären ohne diese übrigen "stillen" Sinne in keinster Weise überlebensfähig. Wer einmal kurz Gleichgewichtsstörungen gehabt hat (z.B., weil das Bild gewackelt hat), wem es schon einmal abwechselnd siedend heiß und bibbernd kalt geworden ist, wer schon einmal direkt nach dem Aufwachen nicht gewußt hat, wo er sich befindet, ob der Kopf nach oben gereckt oder nach unten gehängt ist – der weiß davon ein fröhliches Liedlein zu singen.